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Reisebericht aus Japan

18.01.2017

"Hallo, mein Name ist Nele Vogel, ich bin 16 Jahre alt und war letztes Jahr in der 10L, doch habe mich für einen Austausch 2016/17 bei Rotary beworben und wurde angenommen!
Am 20. August 2016 habe ich meine Koffer genommen, mich bei meiner Familie verabschiedet und bin nach Saitama, Japan geflogen, wo ich die nächsten 10 Monate verbringen würde. Damals, als ich im Flieger saß, hatte ich noch kaum Ahnung über die Sprache, die Kultur und die Menschen des Landes und ich hatte eine Menge Angst. Wenn ich jetzt darauf zurücksehe, dann würde ich den Flug einen "Todesmarsch" nennen- Es hat sich zumindestens so angefühlt.
Das größte und schwerste Problem kam dann auch sofort; Direkt in Japan angekommen hatte ich keine Möglichkeit mehr aufs Internet zu zugreifen und konnte niemandem irgendwas sagen oder etwas fragen.
Nach einer Zeit warten, Einwanderungsformularen und verzweifelten Japanern (die kein Englisch können, mir Sachen aber irgendwie erklären müssen), konnte ich dann auch in den Empfangsbereich des Flughafens und wurde von einer riesigen Gruppe empfangen, die alle wegen mir hier waren- Meine Sorgen waren alle sofort etwas kleiner! Alle haben sich super Mühe mit Englisch gegeben und zwei konnten sogar Deutsch sprechen!!
Ich hab meine erste Woche hier in einem traditionell japanischen Hotel verbracht, und gemerkt, dass japanisches Frühstück, (bestehend aus warmer Suppe, Fisch, Reis und Tofu), und ein Körper mit Jetlag keine gute Mischung abgeben. Die ersten Tage waren die Hölle was meine Innere Uhr und meinen Appetit anging, aber der Hotelbesitzer und seine Frau waren sehr lieb und haben sich alle Mühe mit mir gegeben. Ich wurde von der Frau zum Essen eingeladen und der Mann hat mir die Stadt gezeigt.
Danach bin ich zu meiner ersten Gastfamilie gekommen, die aus einem Mann, einer Frau und einem 14-jährigen Jungen und einem 10-jährigen Mädchen bestand. Ich kam super mit allen klar, auch wenn es ein paar kleine Anfangsprobleme gab. Mein Japanisch hat sich in der Zeit drastisch verbessert und Rotary unterstützt uns Austauschschüler hier in meinem Distrikt noch mit extra Unterricht!
Ich hab mit dieser Familie auch eine Menge tolle Orte besucht, wie Freizeitparks, Museen und Schreine. Es war eine westlichere Familie, das heißt ein normales Bett, nicht jeden Tag Reis und Fisch (nur jeden zweiten) und weniger strenge Eltern, was ich zum Anfang auf jeden Fall gut fand.
Am 04. Dezember habe ich dann zu einer zweiten Gastfamilie gewechselt, die aus 5 Kindern und einem Elternpaar besteht (bei der Familie bin ich noch 1-2 Wochen), das war dann auch nochmal eine Umstellung. Aber auch hier komme ich gut mit allen klar und wohne jetzt noch etwas besser und zentraler gelegen.
In meiner Freizeit bin ich oft mit anderen Austauschschülern unterwegs, da ich mich mit denen besser verstehe, als nur mit Japanern (nicht nur wegen der Sprachbarriere). Wir sind hier in einer großen Stadt nicht weit von Tokio und können deswegen viel machen- Es gibt große Einkaufszentren, Karaokehallen, Kinos, viele Läden, und, und, und...
Ich war auch endlich in Disney Sea! Zu Neujahr bin ich dort mit meiner Gastfamilie gewesen, leider scheinen Japaner an sich den Übergang vom 31. zum 01. nicht so zu feiern, aber ich hab mich natürlich nach so einem Ausflug nicht beschwert. (Hier gibt es keine Feuerwerke?!)
In der Schule kann ich nichts wirklich machen, außer in Englisch, wo ich mich dann aber langweile, da die hier auf maximal 5. Klasse Niveau sind. Ich werde deswegen oft um Rat gefragt und freue mich, dann auch mal so auszusehen, als wüsste ich was von Sprache.
In Sport musste ich in den ersten Wochen für einen Schulmarathon trainieren, das heißt jeden Tag 5 Kilometer um die Schule rennen und am großen Marathontag dann 8,5 Kilometer! Ich habe es zum Glück geschafft und auch die Zeit einhalten können und bin froh, dass wir sowas in unserer Schule in Deutschland nicht haben (meine Klassenkameraden aus Japan sind alle ziemlich neidisch).

Ich bin alles in allem sehr froh, dass ich dieses Jahr so erleben darf und dankbar für jeden Moment hier in Japan. Mehr als sonst zuvor jedoch, freue ich mich wieder zurück nach Deutschland zu kommen, da ich auch eine Menge vermisse und mich freue, in das Schuljahr 2017/18 einzusteigen (es klingt verrückt).
Für alle die so etwas wie ein Auslandsaufenthalt schon immer interessiert hat, oder die erst durch diesen Bericht daran zum ersten Mal denken; Bitte zieht es in Betracht! Es ist ein wundervolles und einzigartiges Erlebnis. Mein Selbstvertrauen, meine Menschenkenntnis, Unabhängigkeit und viele andere Eigenschaften wurden so sehr gestärkt, ich hab Freunde aus aller Welt gefunden und werde auch noch 5 weitere Monate über mich hinauswachsen und ich kann mir nicht vorstellen, dass das irgendwo anders unter anderen Umständen so passiert wäre.

Danke, dass ihr den Bericht bis hier hin gelesen habt und danke an die Schule, dass ich es bis hier hin geschafft habe!"

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