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Große Worte eines ganz Großen

20.12.2016

Schauspieler Reimund Groß brachte am 19.12.2016 den Schülerinnen und Schülern der 12. Klassen das Gefühl für die Schönheit der Sprache und Literatur näher.

Er schlüpfte im von Saldern- Gymnasium eine Stunde lang in die Rolle des bedeutenden Autors Georg Büchner und tauchte in dessen Leben ein. So erweckte er die Aufmerksamkeit der angehenden Abiturienten. Reimund Groß, Bruder des Großropperhäuser Künstlers Ernst Groß, betreibt zusammen mit Lebensgefährtin Annette von Klier die „Literaturbrauerei“ in Berlin. Das ist ein mobiles Sprechtheater, das literarische Texte aus vergangenen Zeiten ins Heute überträgt. Zusammen mit ihren Gästen sind sie Zeitreisende, die sich in der Welt hinter den Worten bewegen.

Der Schauspieler rezitierte mühelos aus Briefen und Werken des 1813 in Darmstadt geborenen Schriftstellers, der nur 23 Jahre alt wurde. Mit ausdrucksstarker Ästhetik, beginnend mit dem Tod  Büchners, der aus dem Grabe auferstand, grüßte er mit den Worten: „Ich kann schlecht damit anfangen, dass am Ende der Punkt fehlt.“ Seine Liebe zur Literatur entdeckte Büchner früh. Bereits mit 12 sah er im Schreiben seine Erfüllung, Nach dem Besuch des Gymnasiums immatrikulierte Büchner an der medizinischen Fakultät in Straßburg und wurde dort vom Pfarrer Johann Jakob Jaegle aufgenommen, mit dessen Tochter Wilhelmine - von Büchner nur „meine Minna, mein böses Mädchen“ genannt - er sich heimlich verlobte. 1835 wechselte er zur Universität Gießen.

Im Kampf gegen die reaktionären Zustände im Großherzogtum Hessen gründete Büchner im Frühjahr 1834 im Untergrund Sektionen der „Gesellschaft der Menschenrechte“ und verfasste die sozialrevolutionäre Flugschrift „Der Hessische Landbote“. „Überzeugt von der Macht der Druckerpresse tarnten wir den Transport der Manuskripte als botanische Exkursion“, rezitierte Groß.

Büchner, der steckbrieflich gesucht wurde, floh 1835 nach Straßburg. „Ich war ein Automat, die Seele war mir genommen.“ Er habe in allem nur noch die „hohle Mittelmäßigkeit“ gesehen, „eine entsetzliche Gleichheit in der menschlichen Natur“, so Groß. Im folgenden Jahr promovierte Büchner in Zürich und wurde als Privatdozent beschäftigt. 1835 veröffentlichte er sein erstes Drama: „Dantons Tod“. Es folgten die Erzählung „Lenz“ und das Lustspiel „Leonce und Lena“. „Damit wollte ich nur Geld gewinnen, aber es traf drei Wochen zu spät ein“, erklärte Groß.

Das Drama „Woyzeck“ blieb ein Fragment, „wieder ein Ende, dem der Punkt fehlt“.

Viele Worte wirken auch heute noch nachhaltig. So schrieb er 1834 in einem Bekenntnisbrief an seine Eltern: „Ich verachte niemanden, am wenigsten wegen seines Verstandes oder seiner Bildung, weil es in niemands Gewalt liegt, kein Dummkopf oder Verbrecher zu werden.“

Groß verdeutlichte abschließend beeindruckend Büchners Grundeinstellung und richtete sich damit insbesondere an die jungen Zuhörer: „Man muss die Menschheit lieben, um in das eigentümliche Wesen eines Jeden einzudringen. Es darf einem keiner zu gering, keiner zu hässlich sein - erst dann kann man sie verstehen.“

Große Worte eines ganz Großen, gesprochen von Reimund Groß.

Vielen Dank.

 

Dr. M. Engelmann

vgl. auch Quelle: Großropperhausen: Schauspieler Reimund Groß spielte Autor: https://www.hna.de Schwalmstadt

Foto: privat

 

Bild zur Meldung: Große Worte eines ganz Großen