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Goethes Werke seien veraltet und sind nicht mehr aktuell ? Das Jugendtheater Brandenburg beweist, dass es anders geht !

24.05.2016

Lena Wernstedt, Tut. 11/6: Rezension „ Die Werther Story“

Goethes Werke gelten heute teilweise als veraltet oder gar verstaubt. Dabei wissen viele gar nicht, dass Goethe in seinen Werken Themen anspricht, die in unserer heutigen Gesellschaft immer noch populär sind. Genau das zeigt uns das Jugendtheater Brandenburg in ihrer neusten Produktion „Die Werther Story“, welche am 02.04.2016 ihre Premiere in Brandenburg feierte. Die Regisseurin Christiane Ziehl setzte dabei Goethes Briefroman „ Die Leiden des jungen Werthers“ in ein jugendfreundliches und aktuelles Theaterstück um, in dem sie die Geschichte des jungen Werthers aus Goethes Originalfassung, in dem heutigen Brandenburg an der Havel spielen lässt. Dabei wurde die  Geschichte Werthers an sich  nicht verändert. Der Werther aus der „Werther Story“ durchlebt die selben Probleme, wie jeder Teenager aus der heutigen Zeit auch. Denn er  zieht in eine neue Stadt namens Brandenburg an der Havel und muss versuchen sich dort  ganz allein zurecht zu finden. Dort trifft er seine erste große Liebe Lotte , die im Jugendtheater arbeitet. Er kann die Augen gar nicht von ihr lassen und ist wie gebannt von ihr. Jedoch kann Lotte diese Liebe nicht erwidern, denn sie hat sich  bereits einem  Anderen versprochen. Für Werther bricht damit eine Welt zusammen. Er versucht immer wieder Lotte von sich zu überzeugen und auch sie ist hin und her gerissen und weiß nicht, für wen sie sich entscheiden soll. Sie ist zwiegespalten welchen Weg sie gehen soll. Sollte sie ihr letztes Versprechen ihrer toten Mutter gegenüber einhalten  und Albert heiraten oder doch ihrem Herzen folgen ? Letztendlich entscheidet sie sich gegen Werther und er fällt in einte tiefe Verzweiflung . Denn eine Welt ohne Lotte erscheint ihm nicht lebenswert. So fasst er den Entschluss sich das Leben zu nehmen, indem er gegen einen Baum fahren will. „Die Werther Story“ wurde in einen ganz neuen und modernen Rahmen umgesetzt und dabei wurde der Kontext der Geschichte nicht verändert. Dadurch wurde aus  etwas „Altem“ etwas ganz „Neues“ geschaffen. Dabei verband Ziehl ganz gezielt, die heutige Jugendsprache mit Goethes Texten in einem fließenden Übergang. Sie vereinte zusammen mit den Musikern Daniel Fuhrmann und Andreas Wolter, Goethes Texte mit einen heutigen klassischen Rap und  unterlegte die einzelnen Szenen mit Gesang und den neu entstandenen Raptexten. Auch die jungen Schauspieler des Jugendtheater Brandenburg trugen einen beachtlichen Teil dazu bei, dass sich Alt und Neu vereinen konnte, indem sie ihre Alltagssprache während des Spiels direkt präsentierten  und damit dem Werke einen sehr modernen Touch gaben. Zusätzlich gibt  es noch  eine schöne Verbindung, durch das Zusammenspiel zwischen älteren und erfahrenden Schauspielern und den neu  dazugekommenen Jungschauspielern (im Alter zwischen 14 und 26 Jahren). Besonders hervorheben muss man den „alten Hasen“ in Sachen Schauspiel und Theater Tobias Borchers, der in seiner Rolle als Moderator aufging und eine sehr gute Leitung ablieferte. Er moderiertde  mit viel Charme und Witz  durch den Abend.  Aber auch die Schauspielerinnen von Lotte konnten in ihrer Rolle glänzen ( u.a. Denise Scheuba, Leonie Krieg). Sie schafften es trotz der schwierigen Rolle und der Nichtidentifikation, eine  glaubwürdig Repräsentation von Lotte darzubringen . Dadurch hat es Spaß gemacht ihnen beim Spielen zu zusehen, da man ihnen angesehen hat,  mit welcher Freude und Spaß sie bei der Sache sind. Auch der Einsatz von modernen Techniken modernisiert das Stück erheblich, denn im Großteil des Stückes wurden Filmsequenzen eingespielt, die Werthers Geschichte im heutigen Brandenburg zeigen. Teilweise war die Verfilmung der einzelnen Szenen etwas zu viel, dadurch kam das Theaterschauspiel auf der Bühne etwas zu kurz . Für mich persönlich kam dadurch die Atmosphäre, welche ein Theaterstück inne hat, gar nicht richtig zur Geltung.  Man fühlte sich eher als ob man Kino säße. Nichts desto trotz war es auch schön noch ehemalige Schauspieler des Jugendtheaterensemble in den einzeln Filmsequenzen wieder zu finden. Die so nicht die Möglichkeit gefunden hätten, ein Teil dieses Stückes zu sein. Christiane Ziehl packte nicht nur die Geschichte von Werther in die heutige Zeit, sondern fand auch Bezug zur heutigen Flüchtlingskrise. Sie band in diesem Projekt drei Flüchtlinge aus Syrien mit ein, die ihre bereits erlernten Deutschkenntnisse präsentieren konnten und am Ende des Stückes noch etwas über ihre Flucht nach Deutschland erzählten. Dies war sehr interessant, jedoch wurde nicht jedem sofort hundertprozentig klar, wie die Szene Bezug zu der Geschichte von Werther nehmen sollte.  Alles in allem lässt sich sagen, dass die Neuinszenierung Goethes Briefromans ein gelungenes Projekt ist. Es lohnt sich für diejenigen , die die Originalausgabe bereits gelesen haben oder die es noch  nicht getan haben, dieses Stück anzuschauen. Denn es stellt für die Leute, die es noch nicht gelesen haben, oder Werthers Geschichte nicht kennen, eine Reclam-artige Zusammenfassung dar, die nicht nur leicht zu verstehen ist,durch die moderne Inszenierung, sondern auch einen humorvollen und aufschlussreichen Abend beschert. Für die Menschen, die diese Geschichte bereits kennen, ist das Stück ebenfalls ein Muss. Denn durch Christiane Ziehls Arbeit wurde aus dem Stück ein ganz neue und moderne Geschichte, die für jeden interessant ist, aber nicht die Geschichte Werthers selber verändert. Somit beweist sie und das Ensemble des Jugendtheaters ,wie vielseitig und aktuell Goethes Werke heute noch sind und das es sich lohnt sich damit auseinander zusetzten.

 

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