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Lateinexkursion Sizilien 2014

04.12.2014

von-Saldern-Gymnasium Brandenburg, Europaschule, Klasse 10a, Lateinexkursion Sizilien 2014

 

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Auf den Spuren der Griechen und Römer - Latein mal anders!

 

Im Jahr 2014 sollte es mal nicht Rom und auch nicht das Umland von Neapel sein, sondern Sizilien! Formell gehört die Mittelmeerinsel Sizilien heutzutage zwar zur Republik Italien. Aber nach umfangreicher Lektüre sollten wir erfahren, dass Sizilien eine phönizische, griechische, römische, byzantinische, arabische, normannische, deutsche, bourbonische bzw. spanische Vergangenheit hatte. Unter diesem Blickwinkel bereitete jeder Schüler aus der 10a einen Vortrag zu phönizischer und griechischer Besiedlung, Punischen Kriegen, Ciceros Verres-Reden, Nachbarinseln Siziliens, Ätna-Nationalpark, Altstadt von Syracus, Tempelstruktur, antike Theater, sizilianische Küche bis hin zu aktueller Politik mit Wirtschaftsentwicklung, Jugendarbeitslosigkeit, illegaler Einwanderung vor.

 

Am 16.09.2014 war es dann so weit: Wir starteten um 14.40 Uhr mit air berlin 8816 nach Catania. Nach 2 Stunden lichteten sich die Wolken und wir nahmen am Fenster die Pontischen Inseln zwischen Rom und Neapel wahr. Inselfeeling beim Überflug über Ponza, Palmarola und Ventotene! Ankunft gegen 17.30 Uhr in Fontana Rossa / Catania bei 35°C. Transfer zum Hotel „King´s house“ in Fondachello di Mascali. Schön eingerichtete Zimmer, swimming pool, Restaurant. Dort hat man uns mit 3-Gänge-Abendbrot überrascht - die Speisen eher nordafrikanisch mit Cous-cous und mezzè als denn italienisch. Erste Überraschung!

Tag 2 im Nordosten Siziliens: Zunächst Auffahrt bei Zafferana Etnea: gelb-grüne Ginsterhecken säumten den Weg bis uns nur noch schwarzes Geröll den Weg zur rifugio sapienza wies. Bei dicken Nebelschwaden bot sich ein Panorama aus Grau und Schwarz. Gelegenheit für Spaziergänge, Sammeln von Gesteinsproben für Geografie! War da nicht der Philosoph und Physiker Empedokles in den Krater des Ätna gesprungen, um seine Gott-Gleichheit zu beweisen?! Von Subtropen weit und breit keine Spur bei 1200 m ü.d.M.. Zweite Überraschung!

Am Nachmittag Sizilien völlig anders in Giardini Naxos und Letoianni mit Strand, Palmen und Kreuzfahrtschiffen bei 35°C – Subtropen pur! Allerdings fanden nur wenige Badegäste den Mut zum Schwimmen - Gefährliche Strömungen unter der Wasseroberfläche trüben den Badespaß in der Straße von Messina erheblich! Dritte Überraschung! Deutete nicht schon Homer in der Odyssee so etwas an mit Scylla und Charybdis?!

Naxos - das klang sehr griechisch. Und tatsächlich: Einst begründeten Griechen aus der Stadt Chalkis diese Ansiedlung! Homer berichtete vom einäugigen Riesen Polyphem, der dem fliehenden Odysseus Erdklumpen hinterher geworfen haben soll. Natürlich nur ein Mythos! Aber bis heute sieht man noch etliche Inselchen im Meer vor Taormina. Die prominenteste ist wohl die isola bella!  Dann Auffahrt zum Monte Tauro: die porta Messina lud uns zum Spaziergang durch Taormina ein. Übrigens, Goethe war schon lange vor uns hier, 1787! Damals erholte sich Tauromenion gerade von Zerstörungen. Unseren Weg heutzutage säumten Tausende kleiner Geschäfte am Corso Umberto. Faszinierend diese Vielfalt an Geschäften neben dem im arabischen Stil gehaltenen Hotel Excelsior Palace! Dann endlich doch ein Stück Magna Graecia: das griechisch-römische Theater mit Blick auf das Ionische Meer und zum Ätna. Beeindruckend, dass die Frühformen europäischer Theaterkunst bereits so perfekt waren! So perfekt, dass selbst moderne Künstler wie Eros Ramazotti oder Simply Red diese Bühne für ihre Kunst nutzten!

Tag 2 im Südosten Siziliens: Syracus. Eine antike Großmacht! 415 v.u.Z. versenkten Syracusaner die angerückte Athener Flotte im Meer vor ihrer Stadt. Der Physiker und Mathematiker Archimedes aus Syracus hinterließ uns Umlenkrollen, Kräne, geneigte Ebenen, Schraubwinden und blendende Parabolspiegel zur Nachnutzung. Cicero bezeichnete Syracus als „die größte und schönste aller Griechenstädte“ (Cic. In Verrem L. IV, 52 ff.). Und wahrhaftig empfing auch uns diese Stadt mit ganz großer Bühne: nach Vorbeifahrt an einem amerikanischen sowie italienischen Friedhof durften wir ein echtes altgriechisches Theater bestaunen (was sogar besser sein soll als der Prototyp in Epidauros!), einen Opferaltar für mehr als 300 Stiere betrachten und ein römisches Amphitheater betreten! Neben einer futuristischen Kirche Madonna delle lacrime wartete das Museum Paolo Orsini mit ganz viel griechischer Kunst und Geschichte auf uns. Dann die Reste eines Apollotempels, Papyrusstauden, ein Artemisbrunnen und die Halbinsel Ortigia mit engen Gassen, mit einer Kirche auf den Mauern und Säulen eines Athenatempels sowie mit der Arethusaquelle. Selbst nach 2500 Jahren hat Syracus Nichts von seiner Pracht eingebüßt!

Der Rückweg stimmte uns nachdenklich: nahe dem Hafenamt an der Via Rodi bzw. Via Bengasi entdeckten wir gestrandete Boote mit arabischen Schriftzeichen. Jene Boote brachten Flüchtlinge aus Nordafrika und dem Nahen Osten über das Mittelmeer – es waren abenteuerliche Transportmittel jener clandestini, die in Europa eine Existenz suchen. Haben jene Menschen eine Existenz gefunden? Wir wissen es nicht. Wir wissen nur, dass die EU auf deren Anreise nicht vorbereitet ist.

Tag 3 im Süden Siziliens: Vorbei an Catania und Enna mit seinem neuen outlet center, an ständig wechselnden Landschaften, wo die heiße Sommersonne eindrucksvolle Spuren und eine karge Vegetation hinterließ! Villa Casale Romana bei Piazza Armerina – eine Römer-Villa mit phantastischen Fußboden-Mosaiken. Bilder von Jagdszenen, Fischfang, Ackerbau, Ball-spielenden Bikini-Mädchen u.a.m. – gleichsam so authentisch, als ob seit damals die Zeit stehen geblieben wäre! Danach das Tal der Tempel bei Agrigento / Akragas! Tempelanlagen, die seit 2600 Jahren der sengenden Sonne und den heißen Winden Nordafrikas trotzen. Würden unsere heutigen Häuser jemals so lange stehen?! In Agrigento schloss sich der Kreis um Empedokles, der hier geboren wurde, lebte und die Idee von den vier Elementen begründete. Im modernen Agrigento unsere vierte Überraschung! Überall stießen wir auf Gruppen dunkelhäutiger Menschen. War da nicht in der Nähe Porto Empedocle, wo die Boote von der Insel Lampedusa ankamen?

Man sagte uns, Sizilien solle 7 Wetterzonen haben. In Syracus und Agrigento blauer Himmel, Sonnenschein. Über Mascali und Taormina wehten mit dem Nordwestwind vom Ätna her dicke Wolken und Nebel. Fünfte Überraschung!

Am letzten Tag lichteten sich diese Wolken über Mascali endlich – wir konnten den swimming pool des Hotels genießen. Welch schöner sonniger Ausklang für eine sehr spannende und interessante Fachexkursion?! Am Abend Abreise mit air berlin 8817. Gegen 20 Uhr flogen wir über das Ionische Meer, sahen die Lichter von Reggio di Calabria und Messina mit der Straße von Messina, dann die Liparischen Inseln, die Küste Kalabriens und des südlichen Kampaniens. Allmählich entschwand Italien unseren Blicken – Berlin und unsere Angehörigen hatten uns bald wieder zurück. Aber in unseren Gedanken werden wir diese Fachexkursion Latein noch sehr lange in Erinnerung behalten.                  D.W. Von Saldern - Gymnasium Brandenburg 

 

Bild zur Meldung: Lateinexkursion Sizilien 2014